Göblleodôr

Heia, bobbaia,
wënn's Göbëlë (Name) schlauft,
îscht d'Mama froh.
Komm, meor gônd ga wandôrô,
vôn ôanar Stadt zûr andôrô.
Wënn dôr Kaisar noh nùd kunnt,
dënn kehrôd meor glatt wiedôr ûm.

As kunnt an Bär
vô Kônschtanz hër
ûnd gôht dôm Göbëlë ... (Name)
bîs dô hër.

Ringa ringa raja,
dôr Vattôr gôht ga majô,
d'Muotôr îscht a Schwizarë
ûnd hat an Schtaal vol Gizëlë,
ûnd allë machôd bläh.
Nägëlë bschlaô,
Rösslë bschlaô,
Nägëlë wit wit ië bôahro,
moon gë Brëagaz fahrô
ûnd ùbrmoon wîedôr ussarzehrô.

Ringa ringa raja,
dôr Vattôr gôht ga majô,
d'Muotôr îscht a Schwizarë
ûnd hat an Schtaal vol Gizëlë,
ûnd allë machôd bläh.

 

Zu allen Zeiten haben Kinderlieder und Kindersprüche sowohl die Gefühle von Erwachsenen als auch von Kindern zum Ausdruck gebracht, und sie haben das positive Kindheitserleben stark beeinflusst. Gerade Kinderlieder in der Muttersprache mögen Geborgenheit und Liebe vielleicht im besonderen Maße vermitteln. Viele Wiegenlieder haben auch Gefühle von Hoffnung und Sehnsucht der jeweiligen Zeit betont. Da gab es zum Beispiel zur Kriegszeit das Wiegenlied, das wohl in allen Kinderstuben gesungen wurde. Politische oder andere Gefühle traten in den Hintergrund. Inhalt waren lediglich Sorge und stille Hoffnung seiner Zeit:

 

Maikäfer flieg,
der Vater ist im Krieg,
die Mutter ist in Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt,
Maikäfer flieg.
As hockt a Vögëlë ufm Dach
ûnd luogôt, wia ma Küochlë bacht.
Küochlë sand schô bachô,
s'Vögëlë fôht a lachô.
Dô kunnt an ôlte Flëadôrmuus
ûnd zehrt dôm Vögëlë s'Schwònzlë us.
S'Vögëlë schreit: o weh, o weh,
îtz hëan î gär ka Schwònzlë meh.
Rita rita Rösslë,
z'Wangô schtôht a Schlösslë,
z'Brëagaz schtôht a Kappëlë,
d'Schmelga trägôd Schappalë
ûnd d'Buobô trägôd d'Môjô,
d'Hënna leggôd Ôjôr,
d'Mama machôd Toschô drus,
ûnd d'Göbl ëaßod subôr us.
Rëagô-, Rëagôtröpflë
as rëangôt ûf min Köpflë;
wënn as rëangôt,
weardôt d'Blüomlë nass
ûnd allë Schüolar ûf ôr Gass;
Rëagô-, Rëagôtröpflë,
as rëangôt ûf min Köpflë.

 

Kinder werden größer und haben ihre eigenen Kinderlieder, die sie im Ringelrein singen und spielen. Ihre Lehrer waren die Eltern oder größere Geschwister und sehr oft auch die Nachbarskinder. Das hat das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Fröhlichkeit gestärkt. Kinderlieder wurden durch Spiele ergänzt:

 

‚Kommando bämpôrlô',
‚Lazarus vôrgrabô',
‚Städte, Berge, Länder, Leute raten',
aber auch die beliebten Spiele wie:
‚Fängerlis',
‚Pupô',
‚Holuxô',
‚Kaiser, König, wie viel Schritte darf ich gehen'
und viele andere haben den oft stundenlangen Spielverlauf aufgelockert.

wio hôscht? - Hans Gôscht
wio nô witôr? - Hans Schittôr
wio nô meh? - Hans Klee
wio lang? - wio a Schtang
wio koarz? - wio a Foarz

Vettôr Michl machôt mît dôm Fingôr tipp,
mît dôr Hônd tapp,
mît dôm Fuoß trapp,
mît dô Ougô tuot ar blînzlô
ôas, zwô, drü
ûnd dû bëscht frie

Adam ûnd Eva hockôd în ar Schesô,
d'Schesô fallt ûm ûnd Adam îscht krûmm

 

Spätestens im Schulalter waren es dann die Ballspiele, welche die Geschicklichkeit der Kinder und den Teamgeist forderten. Mehr als Fußball hat seinerzeit wohl das Völkerballspiel jede Schulpause gefüllt. Gerade dieses Ballspiel haben aber Kinder auch in allen Weilern immer wieder stundenlang gespielt. Da hat es Wettbewerbe gegeben in den Schulpausen: zwischen Mädchen und Buben, zwischen verschiedenen Klassen und zwischen einzelnen Weilern. Und wie heute beim Fußballspiel wurden manche Kinder damals an der Geschicklichkeit beim Völkerballspiel gemessen.

Die Zeit ist fortgeschritten, und vieles, was seinerzeit Kinderalltag war, hat später anderen Gewohnheiten Platz gemacht, die freilich auch veränderte Problemstellungen in Familie und Gesellschaft mit sich brachten.